Auswahl von Impulsen von Pater Ezekiel Oko



Vermeide die Entstehung des Neids

Genesis 4,1–15


Heute lesen wir in der ersten Lesung über den ersten Fall von Neid überhaupt in der Geschichte der Menschheit, wie sie in der Bibel aufgeschrieben wurde: Kain hat seinen Bruder Abel aus Neid erschlagen. Seit diesem Fall ist Neid eine der schlimmsten Grundlagen von Streit und Mord. Neid bezeichnet den Wunsch der Person, die neidisch ist, selbst über als gleichwertig empfundene Güter (materieller oder immaterieller Art) wie die beneidete Person zu verfügen.

Dieser Wunsch basiert aber auf einem Fehlschluss, und zwar dem Schluss, dass die beneidete Person, wegen ihres Besitzes, einen Vorteil vor mir hat, und dass sie die Schuld dafür treffen soll. So entsteht Neid:

1. Die andere Person besitzt etwas, dass ich nicht besitze.
2. Ich glaube, dass diese Person, wegen dieses Besitzes, einen Vorteil vor mir hat. Das heißt, dass ich benachteiligt bin, wegen des Besitzes der anderen.
3. Ich glaube, dass die andere Person verantwortlich ist für meine Benachteiligung; so gebe ich ihr die Schuld dafür.
4. Dann wünsche ich, dass sie diese Schuld trifft.

Erkennen Sie, was an dieser Logik des Neids falsch ist? Dass ich benachteiligt bin, wegen des Besitzes des anderen, und dass der andere schuld daran ist an meiner Benachteiligung. Dies ist falsch und unnötig. Kain aber dachte so. Er dachte, dass sein Bruder Abel schuld daran war, dass Gott kein Gefallen an seinem Opfer hatte. Aber, wie gesagt, das ist überflüssig - und falsch. Neid entsteht daher aus einem Fehlschluss, den wir vermeiden können.

Es könnte sein, dass der andere etwas besitzt, dass ich nicht besitze; und dass er, wegen seines Besitzes, dadurch einen Vorteil hat. Die Frage ist aber: Bin ich deswegen benachteiligt? Und wenn ich es bin, wer trägt die Schuld an meiner Benachteiligung? Kains Opfer gefiel Gott nicht. Aber warum soll Abel dann die Schuld daran tragen? Kain hätte lernen sollen, wie man Gott ein gefälliges Opfer darbringen konnte, statt Böses über seinen Bruder zu denken. Wenn der andere einen Vorteil vor uns hat, wenn wir irgendwie benachteiligt sind oder uns benachteiligt fühlen, sollen wir diese grundlegende Frage beantworten: Wer ist in Wirklichkeit schuld daran? Wenn wir die Verantwortung für unser Leben übernehmen wollen, müssen wir lernen, wie wir unsere Lebenssituation verbessern können, statt neidisch zu sein.

Gebet: Gott, du liebst deine Geschöpfe, und es ist deine Freude, bei den Menschen zu wohnen. Gib uns ein neues und reines Herz, das bereit ist, dich aufzunehmen, und Verantwortung für unser Leben und unsere Taten zu übernehmen. Amen.



Bibelstelle zum Impuls

Genesis 4,1–15