Auswahl von Impulsen von Pater Ezekiel Oko



Denn für Gott ist nichts unmöglich

Lukas 1,26–38


Die wichtigste Lehre, die Maria bei der Verkündigung des Herrn lernen musste, ist, dass für Gott nichts unmöglich ist. Wir nennen Gott „Allmächtiger“, aber oft ist es nicht einfach für uns, daran zu glauben, dass Gott alles vermag. Im Bereich Philosophie oder Religion behaupten manche Gelehrte, dass Gott nicht zugleich allmächtig und gütig gedacht werden könne, weil das ein Widerspruch bedeuten würde. Das eine scheint das andere stets auszuschließen. Sie meinen, wenn er allmächtig wäre und das Leiden zulässt, dann wäre er nicht gütig; und kann er das Leiden nicht verhindern, dann wäre er nicht allmächtig. Angesichts der aktuellen Erlebnisse der „Ohnmacht“ der Opfer gegenüber der „Macht“ der Täter des Missbrauchs verschärft sich die Frage: „Warum lässt Gott solche schlechten und misstrauenerregende Dinge in der Kirche passieren?“

All diese und viele Erfahrungen von Leid und Ohnmacht im eigenen Leben vertiefen den Zweifel – auch unter Christinnen und Christen – an der Allmacht Gottes oder an seiner Allgutheit. Man könnte davon überzeugt sein, dass es in Ordnung ist, so zu denken. Aber wenn wir von der Allmacht Gottes sprechen, meinen wir eigentlich nicht die politische Macht, deren Ziel es ist, die Gegner oder Feinde als Beute zu betrachten. Dagegen basiert die Allmacht Gottes auf der Liebe. Sie ist die Macht der Liebe.

Wenn der Engel Gottes Maria sagt: „Denn für Gott ist nichts unmöglich“, meint er nicht nur, dass Gott das ermöglichen kann, dass sie (Maria) ohne das Zusammenkommen mit ihrem Mann ein Kind gebären könnte. Er meint zudem auch, dass Gott aus seiner Liebe heraus sich ganz machtlos machen könnte und wollte, um die Menschen zu retten. Das Paradoxe an der Liebe ist, dass sie ihre Macht durch anscheinende Machtlosigkeit zeigt. Wir vergessen oft, dass unser Glaube auf diesem Paradox basiert: die Paradoxie der Macht der Liebe. Der Tod des Gottessohnes am Kreuz zeigt anscheinend eine Machtlosigkeit. Aber in diesem Tod ist die Macht Gottes, die uns Menschen Erlösung bringt. Wo war Gott, als sein eigener Sohn am Kreuz machtlos litt? Aus Liebe nimmt er das Kreuz auf sich, um uns zu retten. Aus der Macht Gottes strömt nicht Gewalt, sondern die Liebe. Auch in allen Situationen unseres Lebens besteht die Macht Gottes, die Macht der Liebe, die trotz aller Leiden und Schwierigkeiten das Beste für uns ermöglicht. Gott kann aus seiner Liebe das Beste für uns ermöglichen, trotz allen Leides. Darin bestehen seine Allmacht und Allgutheit.

Gebet: Gott, du bist groß und unbegreiflich. Nach deinem Willen ist dein ewiges Wort im Schoß der Jungfrau Maria Mensch geworden. Gläubig bekennen wir, dass unser Erlöser wahrer Gott und wahrer Mensch ist. Mache uns würdig, Anteil zu erhalten an seinem göttlichen Leben. Amen.



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Lukas 1,26–38