Auswahl von Impulsen von Pater Ezekiel Oko



Warum hört Gott mich nicht?

Ijob9,1-12


„Wollte ich rufen, würde er mir Antwort geben? Ich glaube nicht, dass er auf meine Stimme hört.“ So reklamiert Ijob in der heutigen Lesung. Seine Situation ist uns nicht unbekannt. Denn manchmal denken wir auch, dass Gott unser Gebet nicht hört. Wir fragen: „Warum hört Gott mich nicht?“ „Warum scheint ihm meine Situation egal?“ Wenn wir die ganze Geschichte von Ijob lesen, entdecken wir etwas Wichtiges - nicht nur über uns, sondern auch über Gott. Wir sehen und verstehen unsere Situation nicht ganz. Es gibt immer einen Teil unserer Situation, der uns verborgen ist, der aber Gott bekannt ist. Gott sieht, versteht und herrscht über allem. Er weiß ganz und gar den Grund dafür, warum etwas passiert und ganz genau, wie wir mit einer Situation umgehen können.

Wegen dieses Unterschieds hinsichtlich unserer Erkenntnis und der Allwissenheit Gottes, entsteht oft auch der Unterschied zwischen unserem Willen und dem Willen Gottes über eine Situation. Also, weil wir die Situation nicht ganz sehen oder verstehen, fehlt unserer Bitte die Ganzheit. Ijob hat nur die selbst erfahrenen Seiten seiner Situation gekannt. Er wusste nicht, was Gott mit all seinen Leiden machen wollte. Deswegen reklamierte er bitterlich seine Situation und dachte, dass Gott ihn im Stich gelassen hat. Auch im heutigen Evangelium lesen wir eine Reihe von Unstimmigkeiten zwischen dem, um was manche Menschen Jesus angefleht haben und dem, was Jesus ihnen als Antwort gegeben hat (vgl. Lk. 9,57-62). Das zeigt also auch, dass ein Unterschied bestehen kann zwischen dem Willen Gottes und unserem Willen. In einem solchem Fall zählt nicht unser Wille, sondern Gottes Wille. Wenn es so eine Unstimmigkeit zwischen unserem Willen und dem Willen Gottes gibt, wie sollen wir beten? Oder worum sollen wir bitten?

Am besten bitten wir um Einsicht, so dass wir überhaupt erst einmal verstehen, was der Wille Gottes in einer Situation ist. Das Gebet, das im Einklang mit dem Willen Gottes ist, kann niemals von Gott unerhört bleiben. Wenn wir die Einsicht in den Willen Gottes in einer Situation haben, sind wir ermutigt, darüber in ihrer Ganzheit mit Gott zu reden. Und aus solch einem Gespräch kommt die nötige Antwort. Damit unser Gebet nicht fruchtlos bleibt, sollen wir in dieser Weise beten.

Gebet: Herr, unser Gott, jeden Tag rufe ich zu dir, früh am Morgen tritt mein Gebet vor dich hin. Verwirf mich nicht und verbirg nicht dein Gesicht vor mir. Lass mich deinen Willen in meiner Situation erkennen und zustimmend danach handeln. Amen.



Bibelstelle zum Impuls

Ijob9,1-12