Auswahl von Impulsen von Pater Ezekiel Oko



Die Liebe Christi ist nicht zu wissen, sondern zu erleben

Lukas 12,49–53


Die Liebe Jesu Christi ist, wie jede Art von Liebe, zu erleben. Es ist nicht nur eine Sache der Erkenntnis. Es ist möglich, über diese Liebe zu lesen oder zu hören; aber solange man diese Liebe nicht persönlich erfahren hat, kann man sie nicht verstehen. Jeder, der sich in diese Liebe hineingeworfen hat, wird befähigt, sie zu verstehen und in sie hineinzuwachsen. Paulus gibt das schön zum Ausdruck in der heutigen Lesung: „In der Liebe verwurzelt und auf sie gegründet, sollt ihr zusammen mit allen Heiligen dazu fähig sein, die Länge und Breite, die Höhe und Tiefe zu ermessen und die Liebe Christi zu verstehen, die alle Erkenntnis übersteigt. So werdet ihr mehr und mehr von der ganzen Fülle Gottes erfüllt.“ (Eph 3,18-19). Also nochmal: Niemand gelangt zu der Erkenntnis der Liebe Christi, ohne sie persönlich erlebt zu haben. Das bedeutet, dass wir, wenn wir Jesus und seine Liebe verstehen möchte, den Zugang zu dieser Liebe brauchen, und das ist der Glauben an Jesus.

Es ist aber bedauerlich, dass uns oft die praktische und spirituelle Perspektive des Glaubens fehlt, auch wenn wir viel theoretisches darüber sagen könnten. Es kann sein, dass sogar ein Theologe, ohne diese praktische und spirituelle Perspektive des Glaubens Jesus bezeugen kann. Wir können viel über Gott reden. Wenn wir aber keine persönliche Erfahrung mit Jesus haben, sind unsere Worte leer. Es reicht nicht aus, die theoretische Perspektive des Glaubens gut zu kennen, um Zeuge Jesu sein zu können. Denn ein Zeuge muss von seiner persönlichen Erfahrung sprechen können, die er in einer bestimmten, ihn betreffenden Situation, gemacht hat. Auch die Jünger Jesu verbrachten drei Jahre mit Jesus, bevor sie zu Zeugen Jesu wurden.

Die wichtige Frage ist, wie erfahre ich Jesus persönlich? Wie erfahre ich seine Liebe? Ich will glauben, dass Jesus, über den ich lese und höre, auch immer real und hier mit uns ist. Ich will glauben, dass seine Liebe real und immer wirksam ist. Dann versuche ich auch, meine religiösen Aktivitäten nicht mehr als bloße Routine, sondern als eine Beziehung mit einer lebendigen Person – Jesus – zu begehen. Auch meine Gebete werden allmählich lebendige Gespräche mit Jesus, der alle meinen Situationen gut kennt und versteht und die Macht hat, in mir zu wirken und unendlich viel mehr tun kann, als ich erbitte oder mir ausdenken kann (vgl. Eph 3,20). Es heißt dann, dass ich damit stets unter der lebendigen Begleitung Jesu stehe, egal, wo ich bin oder was ich tue. Dann beginnt das Feuer seiner Liebe in meinem Leben zu brennen. Ich will  zu dieser persönlichen Erfahrung kommen, um Jesus wirklich zu erkennen und seine Liebe zu verstehen.

Gebet: Allmächtiger, ewiger Gott, am Abend, am Morgen und am Mittag preisen wir deine göttliche Herrlichkeit und bitten: Vertreibe aus unserem Herzen alle Finsternis, damit wir zum wahren Licht gelangen, zu Christus, deinem Sohn. Amen. 



Bibelstelle zum Impuls

Lukas 12,49–53