Auswahl von Impulsen von Pater Ezekiel Oko



Er wollte gern sehen, doch die Menschenmenge versperrte ihm die Sicht

Lukas 19,1–10


Jedes Mal, wenn ich die Geschichte von Zachäus lese, bin ich von seiner praktischen und sinnvollen Haltung gegenüber seiner Schwäche beeindruckt. Er war der oberste Zollpächter und reich, aber er wollte gern sehen, wer Jesus sei. Er war allerdings so klein, dass die Menschenmenge ihm die Sicht versperrte. Doch er gab nicht auf, sich zu bemühen, Jesus zu sehen. Darum lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, der am Weg stand, wo Jesus vorbeikommen musste. Es ist nicht selten in unserem Leben, den Versperrungseffekt einer Menschenmenge zu erfahren. Dazu auch den entmutigenden Einfluss unserer Schwäche.

Es gibt in der Bibel drei wichtige Stellen, an denen die Menschen den Versperrungseffekt der Menschenmenge überwinden mussten, bevor die gewünschte Begegnung mit Jesus gelingen konnte:

  1. Mk 5,21-34: eine Frau, die schon zwölf Jahre an Blutfluss litt. Sie musste sich in der großen Menschenmenge, die um Jesus herum versammelt war, drängen, um geheilt zu werden.
  2. Mk 10,46-52: der blinde Bettler Bartimäus musste den Befehl der Menschenmenge ignorieren, bevor er die erwünschte Aufmerksamkeit Jesu gewinnen konnte.
  3. Lk 19,1-10: das heutige Evangelium – über Zachäus.

Zum einen könnte die versperrende Menschenmenge symbolisch verstanden werden. Was symbolisiert sie in unserem Leben? Alle äußerlichen – aber auch manchmal innerlichen – Widerstände, die versuchen, unsere erwünschten und nötigen Fortschritte im Leben zu verhindern. Wenn wir uns solchen Widerständen ausliefern, können wir das erwünschte Ziel im Leben nicht erreichen. Zum anderen könnte unsere Schwäche die Wirkung vergrößern, die Gewalt der Menschenmenge auf uns hat.

Wie schwer war es für eine Frau, die schon zwölf Jahre krank war, sich in der Menge zu drängen; für einen blinden Bettler, die Stimme der Menge zu überschreiten; für den kleinen Zachäus, Jesus zu sehen; so ist es oft genug auch schwer für uns, wegen unserer Schwäche, den Versperrungseffekt der Menschenmenge zu überwinden. Was sollen wir in solchen Fällen tun? Einfach weitermachen, solange wir sicher sind, dass der Fortschritt für unsere Zukunft notwendig ist. Nicht aufhören, solange die rettende und heilende Begegnung oder das frohmachende Erlebnis noch nicht stattgefunden hat. Der Wunsch, den wir haben, reicht nicht aus. Wir müssen den Versperrungseffekt der Menschenmenge überwinden, bevor wir den nötigen Fortschritt machen können.

Gebet: Herr, neige dein Ohr und vernimm das Gebet deiner Gläubigen. Erhelle und heile, was in der Tiefe unseres Herzens krank ist, damit kein Begehren uns in seinem Bann gefangen hält, die wir erleuchtet wurden durch das Licht der himmlischen Gnade. Amen.



Bibelstelle zum Impuls

Lukas 19,1–10