Auswahl von Impulsen von Pater Ezekiel Oko



Ich bin es nicht wert, mir den Platz Gottes anzumaßen

Mt 23, 8-12


Heute, am zweiten Tag im neuen Jahr, lehren uns die Lesungen noch etwas Wichtiges: Leugne nicht, dass es Jesus ist, Gott mit uns, und maß dir nicht seinen Platz an. Es geht um den Platz Jesu in unserem Leben. In der gestrigen Predigt haben wir über die Überschrift „durch ihn und mit ihm und in ihm“ nachgedacht, um zu zeigen, dass unser menschliches Leben seine Vollendung nur erlangen kann in der Zusammenarbeit mit Gott. Aber wer es leugnet, dass Gott mit uns ist, dass er in unserem Leben einen unersetzbaren Platz hat, arbeitet nicht wirklich mit Gott zusammen. Johannes versteht das; deswegen ermahnt er uns in der Lesung in ihm zu bleiben (vgl. 1 Joh 2,27-28). Auch im Evangelium lesen wir das Beispiel von Johannes dem Täufer: Als Johannes das Herz der Leute gewonnen hatte und sie taufte, dachten die Juden, dass er der Messias sei. Aber Johannes zögert nicht, ihnen die Wahrheit zu sagen. Er bekennt: „Ich bin nicht der Messias. … Ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren.“ (Joh 1,19-28)

Es ist nicht selten, dass der moderne Mensch sich den Platz Gottes anmaßt. Er denkt, Gott spielt keine Rolle mehr in den Geschäften der Menschen, weil sie ohne Gott vieles - ja, vielleicht alles - können. Nietzsche bemühte sich im 19. Jahrhundert seine Zeitgenossenen davon zu überzeugen, dass Gott keine Rolle mehr spielt. Er behauptete, dass Gott tot sei. Aber auch heute denken und verhalten sich viele Menschen so, als ob Gott 'außer Betrieb' wäre. Sie denken - weil sie großartige Dinge in vielen Bereichen des Lebens geschafft haben - dass Gottes Platz ersetzt worden ist durch die Wissenschaft, durch menschliches Denken u.ä.. Johannes hätte sich auch damals den Platz des Messias anmaßen können. Aber er hat die Wahrheit gesagt. Trotz all der wunderbaren Dinge, die er getan hat, wusste er, dass der Platz des Messias unersetzbar ist. Er wusste nur, dass seine Arbeit zur Vollendung gebracht werden musste, durch ihn, mit ihm und in ihm.

Liebe Brüder und Schwestern, wir haben bestimmte Pläne vor uns und eine Agenda für das neue Jahr. Welchen Platz geben wir Gott bei der Umsetzung unserer Agenda und Pläne? Sagen wir uns mit Johannes dem Täufer: „Ich bin es nicht wert, mir den Platz Gottes anzumaßen?" Oder denken wir, dass er nur eine der Möglichkeiten ist, mit denen wir an unser Ziel gelangen können? Nein, Gott ist nicht eine der Möglichkeiten. Er ist unersetzbar. Je mehr wir ihn durch andere Dinge zu ersetzen suchen, desto mehr werden wir in unserem Leben frustriert sein.

Gebet: Gott, unser Vater, du bist in unserem Leben unersetzbar. Hilf uns zu verstehen und zu bekennen – wie der Täufer –, dass wir nicht der Messias sind und wir dich niemals in unserem Leben ersetzen können, damit wir uns in Demut vor deiner Macht niederbeugen und von dir täglich neue Kraft schöpfen. Amen. 



Bibelstelle zum Impuls

Mt 23, 8-12