Auswahl von Impulsen von Pater Ezekiel Oko



Wie wir die anderen sehen wollen, bestimmt, wie wir mit ihnen umgehen

Markus 6,34–44


In den heutigen Lesungen hören wir Anweisungen zur Liebe zueinander. Johannes gibt uns in der ersten Lesung Hinweise zur Liebe und Jesus zeigt uns ein wunderbares Beispiel von Liebe zu den Menschen. Ich entdecke etwas Wichtiges in dieser Lehre der Liebe, und zwar etwas, das mit unserer Grundhaltung gegenüber den anderen zu tun hat. Ich meine damit, wie wir die anderen sehen wollen. Ein paar Tage vorher schrieb ich in einem Impuls: „Wie wir denken, wer der andere ist, bestimmt, wie wir zu ihm unsere Beziehung gestalten. Unsere Beziehungen zu anderen Menschen sind ganz unterschiedlich, weil unsere Beziehungen mit ihnen auch unterschiedliche Bedeutungen haben.“ Wir können die anderen nicht lieben, ohne dass wir ihnen die Menschenwürde zuschreiben wollen.

Jesus hatte Mitleid mit den Menschen, die bei ihm waren. Mitleid bedeutet, sich mit den anderen und mit ihrer Situation zu identifizieren. Mitleid ist nicht vorgesehen, wenn wir den anderen nicht als menschenwürdig sehen, oder wenn wir ihn nur benutzen, um dem eigenen Vorteil zu dienen. Wenn wir aber verstehen, dass die anderen auch eine Menschenwürde haben – wie wir –, können wir auch verstehen, dass das, was gut für uns ist, auch für die anderen gut ist. Mit diesem Verständnis können wir auch ihre Situation und ihre Not besser verstehen und mitfühlen. Das erzeugt Liebe.

Liebe Brüder und Schwestern, in einer Welt, in der die Ich-zuerst-Mentalität herrscht, ist es nicht einfach, den anderen die gleiche Würde wie uns selbst zuzusprechen. In einer solchen Welt ist es z.B. für einen Arbeitgeber einfach, die schlechten Arbeitsbedingungen seiner Mitarbeiter einfach zu übersehen, weil er sich nur auf seinen Vorteil konzentriert. Wem wir viel Würde zuschreiben, bekommt von uns auch eine große Aufmerksamkeit. Also, wenn wir die anderen unserer Liebe für würdig erachten, können wir – wie Jesus – mit ihnen Mitleid haben und mit ihnen in Liebe umgehen. Es geht deswegen darum, wie wir die anderen sehen wollen.

Gebet: Gütiger Gott, wir gehen durch eine Welt voll Zwielicht und Schatten. Lass dein Licht in unseren Herzen aufstrahlen und führe uns durch das Dunkel dieses Lebens in deine unvergängliche Klarheit. Amen.



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Markus 6,34–44