Auswahl der Predigten von Pater Ezekiel Oko


Predigt zum 18. Sonntag im Jahreskreis Lesejahr: B

Hunger und Durst des Lebens: Wie gehen wir damit um?

Liebe Schwestern und Brüder, es ist heute wieder eine große Freude, sich um den Tisch der Eucharistie versammeln zu dürfen, wo wir jedes Mal viel Gnade und Kraft zum Leben bekommen. Es ist besonders passend, dass wir heute im Wort Gottes über Hunger und Durst hören. Es geht hier um unsere Grundbedürfnisse nach Essen und Trinken. Man beschreibt sie als Grundbedürfnisse, um die Dringlichkeit ihrer Erfüllung zu betonen. Es ist allerdings unterschiedlich, wie sie jeden betreffen.

Manche können ihren Hunger und Durst ohne große Herausforderung stillen, weil sie Essen und Wasser genug oder sogar im Überfluss haben. Wenn man Essen und Trinkwasser im Überfluss hat, erkennt man diese Grundbedürfnisse nicht mehr, geschweige denn sie als herausfordernd zu erleben oder darum kämpfen zu müssen.

Es gibt aber manche, die nicht genug oder sogar nichts zu essen und zu trinken haben. Diese verstehen gut, wie herausfordernd Hunger und Durst sein können. Wissen Sie, dass alle dreizehn Sekunden ein Kind unter fünf Jahren an den Folgen von Hunger stirbt? Bis zu 811 Millionen Menschen hungern, über zwei Milliarden leiden an Mangelernährung. Die Daten zeigen, dass Hunger und Durst immer noch aktuell sind.

Ich weiß, wie herausfordernd es sein kann, genügend Essen und Trinkwasser zu finden, um Hunger und Durst zu stillen; denn ich habe auch so etwas erlebt. Als Kinder und Jugendliche mussten meine Geschwister und ich mindestens 2 Kilometer zu Fuß gehen, um Trinkwasser finden zu können. Auch heute ist es nicht leichter geworden, besonders wenn man auf dem Dorf wohnt. Brunnen müssen gebohrt werden, um die Strecke zur Wasserquelle zu verkürzen. Meine Erfahrungen mit Hunger und Durst haben mich gelehrt, nicht nur dafür dankbar zu sein, dass es mir nicht mehr an Nahrung und Trinkwasser mangelt, sondern auch an diejenigen zu denken, die wenig oder eben nichts zu essen und zu trinken haben.

Liebe Schwestern und Brüder, ich kann es nachvollziehen, wenn ich heute in der ersten Lesung hörte, dass die ganze Gemeinde der Israeliten in der Wüste gegen Mose und Aaron murrte, weil sie hungerte und dürstete. Aus eigener Erfahrung kann ich nur bestätigen, dass es den Hungernden und Dürstenden schwerfällt, Gottes Liebe wahrzunehmen. Denn sie beschäftigen sich normalerweise so mit der Sorge um die Stillung dieser menschlichen Grundbedürfnisse, dass sie nur noch wenig Kraft zum Leben haben, um Gottes Fürsorge wahrnehmen zu können. Es mangelt ihnen oft an Leistungsfähigkeit und Gesundheit, andere Bereiche ihres Lebens zur Entfaltung zu bringen. Wir alle sind deswegen gerufen, beim Kampf gegen Hunger und Durst in der Welt zu helfen. Auch wenn es nur ein kleiner Beitrag dazu ist.

Über physiologischen Hunger und Durst hinaus gibt es aber auch geistlichen Hunger und Durst, die einen trotz Überfluss von Essen und Trinken betreffen können. Darunter leiden viel mehr Menschen als man denkt. Sie haben Hunger und Durst nach dem Sinn des Lebens. Auch diese müssen gestillt werden, bevor man aufrichtigen Frieden und Erfüllung finden kann. Jesus verspricht uns, „ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.“ (Joh 6,34-35) Er ist der Maßstab, an dem wir messen können, was es wirklich heißt zu leben. Er lehrt uns, dass zu leben bedeutet, sich nicht mehr von materieller Sattheit abhängig zu machen. Denn der Mensch wird nie von materiellen Dingen satt werden. Je mehr Materielles der Mensch besitzt, desto intensiver wird er nach mehr verlangen.

Das Verlangen nach mehr wird nicht gestoppt werden, bis wir in Gott entdecken, dass wir nicht für den materiellen Besitz geschaffen wurden, dass wir eine Seele besitzen, die sich niemals durch materiellen Besitz stillen lässt. Nur aus der Liebe, die Jesus uns gibt, kann die Sehnsucht unserer Seele gestillt werden. Die Eucharistie, den Leib Christi, den wir in dieser Heiligen Messe gleich empfangen dürfen, ist das Sakrament dieser Liebe. Und wir dürfen es nicht nur empfangen, sondern seine Botschaft auch weitergeben. In der Liebe füreinander können wir den Sinn des Lebens entdecken und dadurch die Sehnsucht unserer Seele stillen.



Evangelium vom 18. Sonntag im Jahreskreis im Lesejahr B