Auswahl der Predigten von Pater Ezekiel Oko


Predigt zum 26. Sonntag im Jahreskreis Lesejahr: B

Den anderen nicht an der guten Tat hindern, sondern ihn fördern und dazu ermutigen

Jeder Mensch kann begeistert werden, Gutes zu tun. Keiner ist der alleinige Besitzer des guten Geistes. Auch die Menschen, die uns unbekannt sind, die unsere Meinungen nicht vertreten, die anders glauben als wir, die anders beauftragt bzw. berufen sind als wir, können den guten Geist besitzen und dadurch in der Welt das Gute bewirken. Genau das will Gott uns durch die heutigen Lesungen zeigen und lehren.

Wir haben in der ersten Lesung über Medad und Eldad gehört, die auch prophetisch redeten, obwohl sie das offizielle Prozedere der Handauflegung nicht miterlebt haben. Sie hatten den Geist der Prophezeiung empfangen, auch wenn sie im Lager geblieben waren. Josua konnte das nicht verstehen und dachte deshalb, dass Mose die beiden daran hindern sollte. Mose hat aber verstanden, dass der Geist Gottes weht, wo er will. Wie der Wind, kennt der Geist keine Grenzen. Und seine Antwort? „Wenn nur der Herr seinen Geist auf sie alle legte!“ Er war bereit, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen, so dass er den anderen nicht misstraute.

Wir sehen hier, wie Gott den Geist verteilt. Nicht nur auf die, die die Handauflegung des Mose erfahren haben, sondern auch auf jene, die zunächst einmal „außen“ geblieben waren. Die Frage ist also nicht, wer oder wo die beiden sind, sondern, ob Gott ihnen den Geist zur Prophezeiung geschenkt hat. Der Geist Gottes! Ein Geist! Aber so viele Menschen, die von demselben Geist einen Auftrag bekommen. Er traut uns zu, dass wir wichtige Aufgaben übernehmen können, und begleitet uns mit seiner Kraft. 

Die Namen der beiden sagen uns auch etwas Wichtiges: Medad bedeutet „der Geliebte“ und Eldad „Gott hat geliebt“. Es ist kein Zufall, dass sie so heißen. Denn ihre Namen bezeichnen, wer jeder Mensch vor Gott ist: ein Geliebter, von Gott geliebt.

Auch im Evangelium haben wir eben über eine gleiche Episode gehört. Johannes, einer der Zwölf, wollte, dass jemand daran gehindert wurde, der im Namen Jesu Dämonen austrieb. Warum wollte er das? „Weil er uns nicht nachfolgt!“, so Johannes.

Liebe Schwestern und Brüder, die Versuchung ist immer da, und sie ist groß, die anderen zu hindern, sie auszugrenzen oder sogar zu missachten, ihre guten Taten kleinzureden, einfach weil sie nicht zu „uns“ gehören. Es gibt sicher Faktoren, die die Menschen in verschiedene Gruppierungen einteilen: Herkunft, Religion, Ressourcen, Fähigkeiten, Talente, Interessen, Alter, Geschlecht, usw. Aber Zugehörigkeit zu solchen Gruppierungen ist nicht der Maßstab, an dem die Menschenwürde und -rechte gemessen wird.

Unsere Welt unter „wir“ und „sie“ einzuteilen, die anderen geringzuschätzen, weil sie nicht zu uns gehören oder nicht die gleichen Fähigkeiten haben wie wir, ist nicht vom Geist Gottes. In seiner Antwort an Johannes lehrt uns Jesus, dass jeder Mensch, der sich für das Gute einsetzen will, den guten Geist empfangen kann, egal woher er kommt oder wie klein er ist. Er sagt: „Hindert ihn nicht! Keiner, der in meinem Namen eine Machttat vollbringt, kann so leicht schlecht von mir reden.“

Wir wollen uns jetzt eine Minute Zeit nehmen, um nachzudenken, wo wir jemanden an einer guten Tat hindern, wo wir die anderen geringschätzen, und ihre guten Taten kleinreden, wo wir sie falsch beurteilen. Vielleicht auch, wo ich als Arbeitgeber durch Geringschätzung das Recht und die Würde meiner Mitarbeiter verletze, und sie entmutige. Oder auch, wo ich als Vater oder Mutter durch Missachtung die gute Potenzialität, also die Entwicklungsmöglichkeit, meines Kindes im Keim ersticke. Wir beten um die Gnade, damit wir die Potenzialität zum Guten fördern, die wir in den anderen sehen, sie zu guten Taten zu begeistern und sie nicht daran zu hindern.



Evangelium vom 26. Sonntag im Jahreskreis im Lesejahr B

Der fremde Wundertäter und die Warnung vor der Verführung zum Bösen

Mk 9,38-48

Da sagte Joh zu ihm: Meister, wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb; und wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er uns nicht nachfolgt. Jesus erwiderte: Hindert ihn nicht! Keiner, der in meinem Namen eine Machttat vollbringt, kann so leicht schlecht von mir reden. Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns. Wer euch auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt, weil ihr zu Christus gehört - Amen, ich sage euch: Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen. Wer einem von diesen Kleinen, die an mich glauben, Ärgernis gibt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen würde. Wenn dir deine Hand Ärgernis gibt, dann hau sie ab; es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen, als mit zwei Händen in die Hölle zu kommen, in das nie erlöschende Feuer. Und wenn dir dein Fuß Ärgernis gibt, dann hau ihn ab; es ist besser für dich, lahm in das Leben zu gelangen, als mit zwei Füßen in die Hölle geworfen zu werden. Und wenn dir dein Auge Ärgernis gibt, dann reiß es aus; es ist besser für dich, einäugig in das Reich Gottes zu kommen, als mit zwei Augen in die Hölle geworfen zu werden, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt.



Video zum Thema:



Kommentare zu diesen Evangelium:
Wie wir angesichts Gottes unsere Sünde voll erkennen, Juliana von Norwich (1342-nach 1416)
Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns., Schott - Meßbuch