Auswahl der Predigten von Pater Ezekiel Oko


Predigt zum Christkönig Lesejahr: B

Herrschaft und Macht in der Wahrheit und mit Liebe

Liebe Schwestern und Brüder, heute feiern wir das Hochfest des Christkönigs. Durch dieses Fest bekennen wir - und erkennen an, dass Jesus Christus der König der gesamten Schöpfung ist. Damit ist das Fest ein schöner Abschluss des Kirchenjahres; es wurde ganz bewusst auf den letzten Sonntag des liturgischen Jahres gelegt, um uns daran zu erinnern, dass Jesus Christus auch über die Zeit und über alle Ereignisse des Jahres herrscht. Außerdem ist es für uns alle eine gute Gelegenheit, die Erfahrungen und Ereignisse des vergangenen Jahres auf Jesus Christus hinzuordnen und dadurch diese Ereignisse neu zu bedenken und zu verstehen. Aber zuerst einmal ist es wichtig, genauer zu verstehen, was es heißt, dass Jesus der König ist.

Er hat die Frage des Pilatus, ob er der König der Juden ist, nicht nur bestätigt, sondern seine Herrschaft auch auf alle Menschen und die gesamte Schöpfung und darüber hinaus auf die Ewigkeit erweitert. Das Reich seines Königtums ist deswegen viel breiter und weiter als Pilatus gedacht hat. Wir alle, die wir auf Christus getauft worden sind, gehören zu seinem Reich. Er ist unser König. Das feiern wir heute. Des Weiteren ist, dass seine Herrschaft eine andere ist als die der Könige dieser Welt. Seine Macht basiert auf Wahrheit und Liebe.

Wir wissen, wie negativ der Begriff ‚Macht‘ besetzt ist, besonders in unserer Zeit, in der viele Menschen, die politische Macht oder andere Arten von Macht besitzen, ihre Macht als Mittel zu ungerechten Taten und Unterdrückung ihrer Mitmenschen gebrauchen. Macht wird heutzutage mit Missbrauch, Ungerechtigkeit und Unterdrückung der Menschen assoziiert. Aber Jesus zeigt, dass Macht und Herrschaft in Wahrheit und mit Liebe ausgeübt werden können und sollen. Wie er eben in seiner Antwort gesagt hat: „Ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege.“ Ich bin ein König, um für die Wahrheit Zeugnis abzulegen.

Aber was ist die Wahrheit? Wahrheit ist die Gesamtheit; eine Situation, eine Realität, in ihrer Ganzheit zu sehen, und zwar in Verbundenheit mit deren Sinn. Zeugnis für die Wahrheit abzulegen bedeutet, das ganze Bild eines Dinges, einer Situation, dem Menschen zu enthüllen und mit ihm aus einer so umfassenden Perspektive in Beziehung zu treten. In diesem Sinn ist Gott der Einzige, der die Wahrheit kennt. Denn er, der Schöpfer, kennt nicht nur die Ganzheit jedes Teils seiner Schöpfung, sondern auch den Sinn, zu der die Schöpfung existiert. Und Jesus ist gekommen, um für uns diese Ganzheit zu enthüllen, damit wir mit der Schöpfung in eine richtige Beziehung treten können.

Wir Menschen erkennen das ganze Bild nicht. Es fehlt uns einfach die vollständige Sicht und das Wissen über die Menschen, denen wir begegnen, über die Situationen, die uns im Leben widerfahren, über die Ereignisse, die wir erleben. Es fehlt uns doch die Wahrheit und darum kämpfen wir oft gegeneinander, machen uns Sorgen um viele Sachen, die wir gar nicht ändern können. Wir verwechseln den Teil mit dem Ganzen und urteilen über Situationen aus einer unvollständigen Sicht. Wir missbrauchen unsere Macht, weil wir nicht ganz verstehen, wozu uns die Macht gegeben wurde.

Wenn Jesus Christus für die Wahrheit Zeugnis ablegt, tut er das, weil er die Ganzheit aller Dinge kennt und sie richtig zuordnen kann. Wir sind heute berufen, alle Ereignisse des vergangenen Jahres auf ihn hinzuordnen und sie durch seine Sicht neu anzusehen und zu verstehen. Wir stehen zum Beispiel vor der immer noch herausfordernden Coronasituation. Auch wenn wir nicht wissen, wie lange die Situation noch dauert, und wie herausfordernd die kommenden Wochen und Monate sein können, steht uns der König aller Schöpfung bei und sagt uns: „Hört auf meine Stimme. Ich kenne die Weite und Breite der Situation und lenke alles zum Guten.“ Wollen wir ihm die kommenden Wochen und Monate anvertrauen und Ihn uns leiten lassen!



Evangelium vom Christkönig im Lesejahr B