Auswahl der Predigten von Pater Ezekiel Oko


Predigt zum 4. Sonntag im Jahreskreis Lesejahr: B

Sucht Gerechtigkeit!

Seit einigen Jahren ist der Vierte Sonntag im Jahrekreis der Sonntag des Wortes Gottes. Damit soll die Bedeutung des Wortes Gottes für unseren Glauben und für unser Leben deutlich gemacht werden. Das Wort Gottes ist Quelle und Maßstab für Lehre der Kirche, es ist Quelle und Maßstab für unseren persönlichen Glauben und für unser Leben. Heute sagen uns die Lesungen, „Sucht Gerechtigkeit!“ wenn ich sie in einem Wort zusammenfassen darf.

Ich habe einmal gelesen, dass es in der ganzen Bibel und in Gottes Heilsordnung um Gerechtigkeit geht. Was ist Gerechtigkeit? Gerechtigkeit ‚ δικαιοσύνη‘ bedeutet, alles an seinen vom Schöpfer gegebenen Platz zurückzubringen, allem sein Recht geben. Jesus ist die Verkörperung der Gerechtigkeit Gottes. Gott hat ihn den Weg zur Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung gemacht.

Wenngleich die 1. Lesung diese wichtigste Anweisung erwähnt, erklären die 2. Lesung und das Evangelium, was damit gemeint ist. Paulus stellt von Jesu Predigt und Botschaft sehr klare Kriterien auf, wer am meisten, diese Gerechtigkeit bedürfen: das Törichte, das Niedrige, das Schwache, das Verachtete. Das sind Menschen, für die Jesus Christus Gerechtigkeit verschaffen will.

Sie sind die Erwählte Gottes, nicht in dem Sinn von Seligpreisung ihrer jetzigen Situation, sondern, weil Gott sich als ihr Helfer eintritt.  Im Antwortpsalm von heute heißt es: „Selig, wer den Gott Jakobs als Hilfe hat, wer seine Hoffnung auf den Herrn, seinen Gott, setzt. Recht schafft er den Unterdrückten. Brot gibt er den Hungernden, der Herr befreit die Gefangenen. …“ (Ps. 146 (145).

In Zusammenhang mit diesen Lesungen und mit dem Psalm verstehen wir dann die Bergpredigt besser. Es gibt manche, die die Bergpredigt als eine Vertröstung der Hoffnung der Armen, der Traurigen, der Verlachten, und aller Menschen, die am Rand der Gesellschaft leben, auf ein „irgendwann später, vielleicht dann im Himmel.“ Sie werfen auch die Kirche vor, dass sie die bestehenden Verhältnisse stützt, indem sie auf eine Gerechtigkeit im Jenseits vertröstet. Und dabei selber auf der Seite der Reichen, der Mächtigen bleibt. Ihre Vorwürfe stimmen aber nicht ganz.

Man muss die Bergpredigt in Verbindung mit der Suche nach Gerechtigkeit setzen, um sie überhaupt richtig zu verstehen. Jesus will Gerechtigkeit nicht einfach vertrösten. Er will diesen Menschen beistehen und für sie Gerechtigkeit verschaffen. Ihre Seligpreisung besteht dann darin, dass sie Gott als Helfer und Begleiter haben und, dass sie schon in dieser Welt die Gerechtigkeit finden.

Die Kirche nimmt die Seligpreisung nicht einfach als Verströstung auf ein jenseits des irdischen Lebens. Sie engagiert sich mit der Botschaft Jesu und kämpft für die Gerechtigkeit, für alle, die unterdrückt sind. Ihre ganze Soziallehre zeigen, wie weit sie ist schon in diesem Kampf gegen Ungerechtigkeit. Nehmen wir als Beispiel die vier Prinzipien der Gerechtigkeit, die die Kirche lehrt:

Das Personalitätsprinzip: geht davon aus, dass der Mensch einmalig ist und individuell als Ebenbild Gottes geschaffen wurde. Daraus ergibt sich, dass die Menschen an sich nicht gleich sein können, dass sie aber die gleiche Würde haben. Dies erfordert Respekt und mit diesem Respekt haben wir jedem Menschen zu begegnen. Menschen sind nicht Illegale, genauso wenig sind sie Pack oder dürfen sonst irgendwie beschimpft oder abstempelt werden.

Das Solidaritätsprinzip: bestimmt das wechselseitige Verhältnis von Person und Gesellschaft. So wie der einzelne nicht nur für das Wohlergehen seines Mitmenschen, sondern auch für das Wohl der Gesamtheit an sich verantwortlich ist, so trägt umgekehrt auch die Gesellschaft Verantwortung gegenüber ihren einzelnen Mitgliedern. Daraus ergibt sich der Begriff der sozialen Gerechtigkeit.

Das Subsidiaritätsprinzip: drückt zwei wichtige Voraussetzungen aus:

  1. Die Eigenleistung. Das heißt, jeder ist zunächst für das verantwortlich, was er leisten kann. Und
  2. Die Hilfestellung, die besagt jeder soll von der Gemeinschaft die Hilfestellung erhalten, die er braucht um seine Aufgaben erfüllen zu können.

Das Gemeinwohlprinzip: Neben den Einzelinteressen ist bei allen gesellschaftlichen Entwicklungen immer auch das Ganze, das Gemeinwohl in Blick zu nehmen. Die Beachtung des Gemeinwohls schließt allerdings auch die Berücksichtigung des Wohls des Einzelnen ein. Grundlage des Gemeinwohls ist das Streben nach Gerechtigkeit in der Gesellschaft und in der Welt. Wer Mauern baut, schafft keinen Frieden, der spaltet die Welt, trennt Menschen und Völker voneinander.

Das sind aber nur Prinzipien, die noch umzusetzen sind. Wir müssen sie selber in unserem Leben erfüllen, durch die Entscheidungen, die wir zu treffen haben. Wir müssen die Unterdrückten nicht einfach vertrösten, sondern für sie Gerechtigkeit verschaffen! In der Suche nach Gerechtigkeit werden wir dann Mitarbeiter Gottes!



Evangelium vom 4. Sonntag im Jahreskreis im Lesejahr B

Die neue Lehre in der Synagoge

Mk 1,21-28

In Kafarnaum ging Jesus am Sabbat in die Synagoge und lehrte. Und die Menschen waren sehr betroffen von seiner Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der göttliche Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten.

Jesus steht im Mittelpunkt vieler Menschen im Tempel.  Er hebt bestimmend seinen rechten Arm.
Maler: Paolo Veronese
Quelle: Wikimedia Commons

In ihrer Synagoge saß ein Mann, der von einem unreinen Geist besessen war. Der begann zu schreien: Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes.

Da befahl ihm Jesus: Schweig und verlass ihn! Der unreine Geist zerrte den Mann hin und her und verließ ihn mit lautem Geschrei.

Da erschraken alle, und einer fragte den andern: Was hat das zu bedeuten? Hier wird mit Vollmacht eine ganz neue Lehre verkündet. Sogar die unreinen Geister gehorchen seinem Befehl. Und sein Ruf verbreitete sich rasch im ganzen Gebiet von Galiläa.





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Kommentare zu diesen Evangelium:
Seht, eine neue Lehre, verkündet mit Vollmacht, Hl. Hieronymus (347-420)
Er lehrte sie wie einer, der göttliche Vollmacht hat, Schott - Maßbuch
Eine neue Lehre, Hl. Hieronymus (347-420)