Auswahl der Predigten von Pater Ezekiel Oko


Predigt zum 19. Sonntag im Jahreskreis Lesejahr: A

Habt Vertrauen, Ich bin es! Das Wunder des Vertrauens

Liebe Schwestern und Brüder, ihr kennt sicher diese Erfahrung, dass man etwas mit Mut und Enthusiasmus begonnen hat, aber mittendrin diesen Mut und diese Begeisterung verloren hat und versucht war, aufzugeben. Als der Mut und der Enthusiasmus schwanden, wurde es dann wirklich schwierig, am Ball zu bleiben, (durchzuhalten). Das ist normalerweise keine leichte Erfahrung.

Das war auch die Erfahrung Petrus im heutigen Evangelium. Petrus hat gesehen, wie Jesus auf dem Wasser ging. Begeistert von dieser übernatürlichen Tat Jesu, wollte er zu Jesus gehen. Mit großem Mut und Vertrauen stieg Petrus aus dem Boot und ging auf dem Wasser.

Man kann sich so etwas nicht vorstellen, geschweige denn damit beginnen, wenn man nicht daran glaubt, dass es möglich ist. Petrus glaubte, deshalb wagte er es, auf Jesu Wort hin über das Wasser zu gehen. Aber, warum glaubte Petrus, dass er so etwas konnte? Woher kommen seinen Mut und Begeisterung?

Hier können wir einen Hintergrund des Vertrauens erkennen. Peter hatte ein absolutes Vertrauen zu Jesus! Dieses Vertrauen in Jesus wurde aus der Erfahrung heraus gewachsen. Das Evangelium begann mit dem Satz: „Nachdem Jesus die Menge gespeist hatte, drängte er die Jünger, ins Boot zu steigen und an das andere Ufer vorauszufahren.“

Das heißt, Petrus und die anderen Jünger haben wenige Stunden zuvor das Wunder der Brotvermehrung miterlebt. Es waren mehr als fünf Hundert Menschen, die mit ein paar Brote gespeist wurden. Die Jünger waren also voller Verwunderung, wer dieser Mann sein könnte.

Gefangen in dieser Verwunderung und in der Aufregung, in der Begleitung dieser besonderen Persönlichkeit zu sein, will Petrus nun – wie Jesus – über das Wasser gehen. Auf das Wort Jesu: „Komm!", ging Petrus über das Wasser. Es gelang ihm am Anfang. Aber es dauert nicht lange, bis er zu sinken beginnt. Sein Mut und seine Begeisterung schwanden. Warum?

Ich sehe hier eine Verschiebung des Vertrauens. Am Anfang richtete Petrus seine Aufmerksamkeit auf Jesus. Sein Vertrauen in ihn war absolut. Obwohl um ihn herum nur unruhiges Wasser war, ließ er sich davon nicht ablenken. Solange er seine Aufmerksamkeit auf Jesus richtete – und das war definitiv der Ausdruck seines Vertrauens -, ging er weiter auf dem Wasser. Doch in diesem Vertrauen verharrte er nicht. Er fing an, den heftigen Wind genauer zu beobachten und sein Vertrauen begann zugleich zu schwanken. Er konzentrierte sich nicht mehr auf Jesus, sondern auf seine Umgebung, auf den heftigen Wind, auf das aufgewühlte Wasser um ihn herum, und sah nur noch die Unmöglichkeit, dass ein einfacher Mensch - wie er - auf dem Wasser gehen konnte. Gleichzeitig begann er, allmählich im Wasser zu versinken.

Liebe Schwestern und Brüder, in dieser Erfahrung des Petrus sehen wir uns selbst. Wir sehen viele große Unternehmungen, die wir voller Mut und Enthusiasmus begonnen haben, die aber abgebrochen wurden, weil wir das Vertrauen verloren haben - vielleicht das Vertrauen in uns selbst, oder das Vertrauen in den anderen, oder in Gott.

Ich meine hier zum Beispiel die Ehe oder Beziehung, die aufgrund des Vertrauensverlustes gescheitert ist. Die Erfahrung des Petrus zeigt, wie schnell wir das Vertrauen verlieren können, wenn wir unsere Aufmerksamkeit nur auf die schlechte Seite einer Situation richten: Beispielsweise auf die Fehler und Schwächen anderer oder sogar auf unsere eigenen Fehler und Schwächen. Wir kennen das vielleicht aus eigener Erfahrung.

Das Vertrauen wirkt wie ein Wunder, wo es besteht! Da kann man miteinander etwas unternehmen – mit Mut und Begeisterung. Das Gegenteil ist aber nicht empfehlenswert. Wir können nicht viel erreichen, wenn wir nicht darauf vertrauen, dass wir etwas können. Als Familie, als Kirche, als Gesellschaft können wir nicht viel erreichen, wenn wir kein gutes Vertrauen zueinander haben.

Und wenn unser Leben von einem starken, heftigen Sturm heimgesucht wird, wenn ein Erdbeben kommt oder ein Feuer ausbricht, kann uns nur das Vertrauen darauf, dass Gott uns niemals im Stich lässt, helfen, durchzuhalten, bis wir wie Elija wieder sein sanftes, leises Säuseln hören!

Die frohe Botschaft des heutigen Evangeliums ist nicht der Hinweis, dass der Verlust von Vertrauen zum Scheitern führt, sondern, dass Vertrauen wiedergewonnen werden kann. Petrus endete nicht im Wasser. Nein! Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Jesus und konnte um seine Hilfe bitten. Die Geschichte endet in einem verstärkten Vertrauen. Sein Vertrauen war nicht mehr naive, sondern das Vertrauen eines Erfahrenen!

Wenn das Vertrauen in unserem Leben, Beziehungen, Familien, usw., verloren gegangen ist, können auch wir es wieder aufbauen, wie Petrus es getan hat. Wir können das tun, wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf die gute und positive Seite der Situation richten, und ganz besonders, auf Jesus, der uns begleitet und sagt, „Habt Vertrauen, ich bin es. Fürchtet euch nicht!“



Evangelium vom 19. Sonntag im Jahreskreis im Lesejahr A

Der Gang Jesu auf dem Wasser

Mt 14,22-33

Nachdem Jesus die Menge gespeist hatte, forderte er die Jünger auf, ins Boot zu steigen und an das andere Ufer vorauszufahren. Inzwischen wollte er die Leute nach Hause schicken.

Nachdem er sie weggeschickt hatte, stieg er auf einen Berg, um in der Einsamkeit zu beten. Spät am Abend war er immer noch allein auf dem Berg.

Das Boot aber war schon viele Stadien vom Land entfernt und wurde von den Wellen hin und her geworfen; denn sie hatten Gegenwind.

Die Fischer kämpfen mit dem Sturm. Jesus sitzt ruhig unter ihnen und beruhigt sie.
Hab keine Angst, vertraue Jesus! 
Rembrand

In der vierten Nachtwache kam Jesus zu ihnen; er ging auf dem See. Als ihn die Jünger über den See kommen sahen, erschraken sie, weil sie meinten, es sei ein Gespenst, und sie schrien vor Angst. Doch Jesus begann mit ihnen zu reden und sagte:

Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht!

Darauf erwiderte ihm Petrus: Herr, wenn du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme. Jesus sagte: Komm! Da stieg Petrus aus dem Boot und ging über das Wasser auf Jesus zu. Als er aber sah, wie heftig der Wind war, bekam er Angst und begann unterzugehen. Er schrie: Herr, rette mich!

Jesus streckte sofort die Hand aus, ergriff ihn und sagte zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?

Und als sie ins Boot gestiegen waren, legte sich der Wind. Die Jünger im Boot aber fielen vor Jesus nieder und sagten:

Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn.





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Video zum Thema:


Kommentare zu diesen Evangelium:
Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?, Hl. Johannes Chrysostomus (um 345-407)
Herr, befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme, Schott Meßbuch
Jeder, der an ihn glaubt... hat in ihm das ewige Leben, Hl. Athanasius (295-373)
Fahren wir ans andere Ufer (Lk 8,22) , Origenes (um 185 - 253)
Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn, Origenes (um 185-253)