Auswahl von Impulsen von Pater Ezekiel Oko



Wenn doch auch du an diesem Tag erkannt hättest, was dir Frieden bringt! (Lk 19,42)

Lukas 19,41–44


Mit diesen Worten sprach Jesus die Stadt Jerusalem an, als er ihr näher kam, sie sah und über sie weinte. Er hatte Jerusalem angesprochen, als ob sie ein Mensch sei. „Jerusalem“ bedeutet nach einer Volksetymologie „Stadt des Friedens“. Die Stadt war zur Zeit Davids Regierungssitz Israels und war auch der religiöse Mittelpunkt seines Reichs (vgl. 1. Sam 16ff). Später baute König Salomo in dieser Stadt auch einen Palast und den ersten Tempel für Jahwe (1). Diese Stadt war also die Verkörperung der ganze Geschichte Israels und Israels Beziehung mit Gott. Jerusalem bezeichnete daher nicht nur einen Menschen, sondern auch eine ganze Kultur und eine Zivilisation.

Aber diese Kultur, deren Ziel das Heil durch den erwarteten Messias war, hat den Messias nicht erkannt, als er gekommen ist.  Deswegen die Worte, die Jesus über Jerusalem gesprochen hat: „Wenn doch auch du an diesem Tag erkannt hättest, was dir Frieden bringt. Jetzt aber bleibt es vor deinen Augen verborgen.“ (Lk 19,42) In diesem Sinn vertritt Jerusalem eine Kultur, die der Vergangenheit so verhaftet ist, dass sie sich den zukünftigen Möglichkeiten nicht öffnen will. Eine Kultur ist aber die gesamten akzeptierten Haltungen eines Volkes gegenüber dem Leben. Eine Kultur muss sich den Realitäten öffnen, die das Leben mit sich bringt, wenn sie wachsen will. Nur so ist die Kultur dynamisch und bleibt am Leben.

Die Worte Jesu sind auch für uns. Denn der individuelle Mensch soll sich auch den Realitäten des Lebens öffnen, um überhaupt wachsen zu können. Was bringt uns Frieden? Was sollen wir heute erkennen, um Frieden zu erhalten? Es ist das, was die Realität des Lebens uns lehrt: dass es keine Station des Lebens gibt, an der wir nicht fortzuschreiten brauchen. Im Leben gewinnen wir Frieden, wenn wir Fortschritte in die richtige Richtung machen und die sicheren Strukturen bewahren, die wir als Fundament unseres Lebens aufgebaut haben. Wir sollen entwicklungs-, umkehr- und änderungsbereit sein, um im Frieden zu leben. Nur so können wir mit der Heiligen Cäcilia Gott ein neues Lied singen, indem wir unsere Gaben entfalten und die von Gott gegebenen Gelegenheiten nutzen sollen. Der Hl. Augustinus sagt dazu: „Zum neuen Menschen gehört der neue Bund, passt das neue Lied. Das neue Lied passt nicht zum alten Menschen, nur neue Menschen lernen es, die durch die Gnade aus alten zu neuen geworden sind. …“ (Augustinus, Auslegung zu Psalm 33)

Gebet: Großer Gott, du hast uns geschaffen, damit wir dich loben und preisen. Wir preisen und loben dich, wenn wir die Gaben entfalten, die du uns geschenkt hast. Erhöre auf die Fürsprache der heiligen Cäcilia unser Gebet und lass uns mit Freude und Hingabe dein Lob verkünden. Amen.



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Lukas 19,41–44