Auswahl von Impulsen von Pater Ezekiel Oko



Es sind doch alle zehn rein geworden. Wo sind die übrigen neun? (Lk 17,11-19)

Lukas 17,11–19


Das heutige Evangelium betont die Wichtigkeit der Dankbarkeit. Aber es zeigt auch, wie undankbar wir oft sind. Zehn Aussätzige kamen zu Jesus. Sie sind alle rein geworden, aber nur einer von ihnen kam zu Jesus zurück, um ihm zu danken. „Wo sind die übrigen neun?“ fragte Jesus. Das bedeutet, nur 10% der rein gewordenen Aussätzigen sind Jesus dankbar. Die anderen 90% legen keinen großen Wert auf Dankbarkeit. Sie sind schon weg. Diese Geschichte ist uns nicht unbekannt. Denn sie erinnert uns nicht nur an unseren Mangel an Dankbarkeit, sondern auch an den Mangel an dieser Tugend – Dankbarkeit. Oft vergessen wir dankbar zu sein für das Gute, das wir besitzen. Oft konzentrieren wir uns nur auf das, was uns noch fehlt.

„Keine Schuld ist dringender als die, Dank zu sagen“ so Marcus Tullius Cicero. Aber wenn wir nur an das denken, was uns noch fehlt, erkennen wir nicht den Sinn und die Notwendigkeit der Dankbarkeit. Wir vergessen allzu oft, das zu schätzen, was wir haben, weil wir immer noch mehr haben wollen. Aber es gibt immer einen Anlass, dankbar zu sein, weil wir sehr viel haben, was wir schätzen sollen, egal, wie unerfüllt unsere Wünsche bleiben. Jeder von uns hat die Wahl, dankbar oder unzufrieden zu sein, wenn wir z.B. ein halbvolles Glas Wasser erhalten – dankbar, weil wir das Wasser darin schätzen, obwohl das Glas nicht voll ist; oder unzufrieden, weil wir nur denken, wäre das Glas doch voll. Aber wer dankbar ist, gewinnt sogar mehr als er hat.

Dankbarkeit ist ein Zeichen, dass wir das schätzen, was wir haben. Und je mehr wir das schätzen, was wir haben, desto fruchtbarer werden wir sein, und umso mehr gewinnen wir das Vertrauen des Gebers. Also, eine der Belohnungen für die Dankbarkeit ist Fruchtbarkeit. Die andere ist das Vertrauen des Gebers. Dann gewinnen wir mehr und mehr. Es folgen aber auch Zufriedenheit und Freude. „Wenn wir uns bewusst daran erinnern, wofür wir dankbar sein können, dann macht sich ein tiefes Gefühl der Befriedigung, der Zufriedenheit und der Freude in uns breit;“ so die Psychotherapeutin Doris Wolf. Damit bin ich einverstanden. Auch Gott erwartet von uns Dankbarkeit. Er fragt immer noch: „Wo sind die übrigen neun?“ Bin ich unter den übrigen neun?

Gebet: Herr, unser Gott, oft vergessen wir dir Dank zu sagen. Du zeigst uns viel mehr Liebe als wir erwarten, aber oft denken wir nicht an das Gute, das du uns getan. Stattdessen denken wir immer an das, was wir noch haben wollen. Schenke uns ein dankbares Herz, damit wir immer das schätzen, was wir haben, und dir dankbar sind. Amen.



Bibelstelle zum Impuls

Lukas 17,11–19