Auswahl der Predigten von Pater Ezekiel Oko


Predigt zum 28. Sonntag im Jahreskreis Lesejahr: B

Auf Gott vertrauen und in seiner Leitung bleiben

Wir begegnen im heutigen Evangelium einem jungen Mann, der Jesus eine für uns alle wichtige Frage stellt: “Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben?” Der Mann war jung und hatte schon ein großes Vermögen. Trotzdem war seine Sehnsucht nach dem glücklichen Leben bisher ungestillt geblieben. Deswegen seine Frage an Jesus.

Seine Frage vertritt unser aller Frage: die Frage nach einem glücklichen Leben. Seine Sehnsucht vertritt unsere: die Sehnsucht nach etwas, was unserem Leben einen beständigen Sinn geben kann. Wir bemühen uns, diese Sehnsucht zu stillen, aber oft scheitern wir daran. Selbst wenn wir alles erreichen, wonach wir uns gesehnt haben, werden wir uns dennoch weiter danach sehnen, das nächste zu erreichen.

Deswegen verbirgt sich hinter der Frage des jungen reichen Mannes die Tatsache, dass sich die Sehnsüchte der Menschen letztlich weder durch vergänglichen Reichtum noch durch die Leistungen der Menschen stillen lassen. Das ist jedoch ein Zeichen, dass wir nicht für die Vergänglichkeit geschaffen sind. Die Bibel sagt: „Gott hat die Ewigkeit in ihr Herz gelegt ...“ (Pred 3,11) Diese Aussage hilft uns, zumindest eine Ahnung davon zu bekommen, wie die Frage nach unserer unstillbaren Sehnsucht vielleicht beantwortet werden kann.

Somit ist der Mann unserer Betrachtung schon fortgeschritten in der Auseinandersetzung mit der Herausforderung der Sehnsucht. Denn er ahnt schon, dass sie letztlich nur durch etwas Ewiges gestillt werden kann. Er erkennt die Unzulänglichkeit seines Vermögens und seiner Leistungen und weiß vielleicht, dass seine Sehnsucht letzten Endes nur durch das ewige Leben in Erfüllung gehen kann. Aber wie kann er das erben? Das weiß er nicht.

Jesus beantwortet seine Frage und auch unsere. Er lehrt uns durch seine Antwort, dass die Erfüllung der Sehnsucht des Menschen nicht einfach durch unseren Besitz und unsere Leistung erfolgt, sondern durch die Haltung des Vertrauens auf Gott und durch das Nutzen unseres Besitzes und unserer Leistung als Mittel zum Dienst an den anderen.

Wenn Jesus sagt: „Eines fehlt dir noch: Geh, verkaufe, was du hast, … dann komm und folge mir nach!“ meint er eben, das Vertrauen ganz auf Gott zu setzen, nicht auf das Vermögen oder auf eigene Leistungen. Das Vertrauen auf Gott ist es, daran zu glauben, dass wir in Gottes grenzenloser Liebe schon immer geborgen sind, vor aller Leistung. Aus dieser Geborgenheit heraus erwächst alles gute Tun. Wo jemand aus der Freude heraus lebt, Gemeinschaft mit Gott zu haben, aus der ihn nichts und niemand herausreißen kann, der wird nicht länger seiner Angst um sich selbst folgen und seinen Besitz oder guten Ruf um jeden Preis festhalten wollen. So wie ein Kind an der Hand seiner Eltern mutig wird oder im Vertrauen auf die Großherzigkeit der Eltern freigiebig, so will der von Gott Geliebte nichts anderes mehr als selber weiter zu lieben.

Aufmerksam zu werden dafür, dass wir in Gottes grenzenloser Liebe immer geborgen sind und dass wir berufen sind, diese Liebe weiter zu schenken; da beginnt das ewige Leben hier auf der Erde in kleinen alltäglichen Taten. Wenn ich jeden Morgen aufstehe mit der Dankbarkeit im Herzen, dass das Leben überhaupt Gottes Geschenk ist und ein Zeichen seiner Liebe, wenn ich meine Tätigkeiten am Tag als Möglichkeiten sehe, den anderen ein kleines Zeichen der Liebe zu schenken, dann blüht in mir eine Freude, die Besitz und Leistungen allein nicht geben können. Diese Haltung hilft uns, die Nähe Gottes zu spüren und die damit verbundene Freude zu erfahren. Damit beginnt das ewige Leben.



Evangelium vom 28. Sonntag im Jahreskreis im Lesejahr B