Auswahl der Predigten von Pater Ezekiel Oko


Predigt zum 13. Sonntag im Jahreskreis Lesejahr: B

Die wahre Freiheit

Ich möchte gern diese Predigt auf die Anweisung des Apostels Paulus an die Galater gründen, die wir in der heutigen zweiten Lesung gehört haben. Die Überschrift dieser Lesung lautet: „Ihr seid zur Freiheit berufen.“ Paulus weist die Galater und uns an: „Ihr seid zur Freiheit berufen, Brüder und Schwestern. Nur nehmt die Freiheit nicht zum Vorwand für das Fleisch, sondern dient einander in Liebe“ (Gal 5,13). Das Thema „Freiheit“ beschäftigt uns Menschen seit jeher. Bei der Frage über die Freiheit geht es grundsätzlich um den Freiraum, den wir haben, um unsere Zukunft zu bestimmen. Manche denken, der Mensch habe keine Freiheit; denn er sei von vielen Faktoren so begrenzt, dass er seine Zukunft nicht selbst bestimmen könne. Ich vertrete diese Meinung nicht. Denn trotz aller Beschränkungen und Grenzen haben wir noch Freiräume, in denen wir das tun können, was menschlich möglich ist. Jede menschliche Handlung findet im Rahmen unserer Möglichkeiten statt. Sie geht aus unserer menschlichen Freiheit hervor. Diese Freiheit bedeutet nicht, dass wir von unserer Natur oder von der Vorsehung Gottes unabhängig sind. Sie bedeutet nur, dass wir im Rahmen unserer Möglichkeiten frei handeln können. Die Frage ist nur, „Wozu sind wir zur Freiheit berufen?“ Also, wofür sollen wir im Rahmen unserer menschlichen Möglichkeiten unsere Freiheit einsetzen?“ Diese Frage handelt nicht nur davon „Inwiefern der Mensch frei handeln kann“, sondern auch davon „Wie er handeln darf.“

Nicht alles, was wir tun könnten, dürfen wir auch tun. Ich vermag viel zu tun, aber ob ich etwas tun darf, ist hierbei die wichtige Frage. Vielleicht habe ich die Macht, jemanden zu töten. Darf ich aber das tun? Vielleicht habe ich die Macht, jemanden zu beschimpfen oder auszulachen. Darf ich das tun? Im heutigen Evangelium hören wir, wie Jakobus und Johannes befehlen wollen, dass Feuer vom Himmel fällt und diejenigen vernichtet, die sich weigern, Jesus aufzunehmen. Aber Jesus weist sie zurecht. Obwohl diese Jünger die Macht gehabt hätten, die Menschen zu vernichten, dürfen sie das nicht tun, gemäß Jesus. Da es diesen Unterschied gibt, zwischen dem, was der Mensch zu tun vermag, und dem, was er tun darf, gibt es Verfassungen und Gesetze in unseren Gesellschaften. Sie legen das fest, was wir nicht tun dürfen, selbst, wenn wir die Macht haben, das zu tun. Das Problem ist nur, dass diese Verfassungen und Gesetze nur dem Geist der jeweiligen Zeit gewidmet sind. Also, sie betrachten oft nur das, was den Menschen jener oder dieser Zeit oder jener oder dieser Gesellschaft ein Thema ist. Es gibt dann auch Dinge, die in solchen Verfassungen und Gesetzen erlaubt sind, die aber vor Gott für das menschliche Wesen nicht bestimmt sind und es auch nicht weiterbringen.

Deswegen finde ich die Anweisung des Paulus in der Lesung sehr wichtig in Bezug auf unsere menschliche Freiheit. Wir sind zur Freiheit berufen, damit wir einander in Liebe dienen und die Menschheit weiterbringen. Er erwähnt, dass wir diese Freiheit nicht zum Vorwand für das Fleisch nehmen sollen. Wir sind frei, alles zu tun, was wir wollen, aber nur, wenn das, was wir wollen, uns als Mensch und Abbild Gottes weiterbringt. Erkennen wir das denn, was uns weiterbringt? Jesus sagt zu uns: „Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr wahrhaft meine Jünger. Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch befreien ... Wenn euch also der Sohn befreit, dann seid ihr wirklich frei“ (Joh 8,31-32,36). Liebe Schwestern und Brüder, wenn wir das Wort Gottes geöffneten und zuhörenden Ohren schenken, wenn wir Jesus unser Leben umwandeln lassen, wenn wir den Geist Gottes, den Beistand, der uns zur wahren Freiheit gesendet ist, annehmen, und uns durch ihn führen lassen, dann erkennen wir das, was uns weiterbringt. Nur dann sind wir wahrhaft frei. Denn wir werden genau wissen, nicht nur was wir zu tun vermögen, sondern auch, was wir tun dürfen. Dann bekommen wir die Kraft, als wahrhaft freie Menschen zu leben.



Evangelium vom 13. Sonntag im Jahreskreis im Lesejahr B

Die Auferweckung der Tochter eines Synagogenvorstehers und die Heilung einer kranken Frau

Mk 5,21-43

In jener Zeit fuhr Jesus im Boot ans andere Ufer hinüber, und eine große Menschenmenge versammelte sich um ihn. Während er noch am See war, kam ein Synagogenvorsteher namens Jaïrus zu ihm. Als er Jesus sah, fiel er ihm zu Füßen und flehte ihn um Hilfe an; er sagte: Meine Tochter liegt im Sterben. Komm und leg ihr die Hände auf, damit sie wieder gesund wird und am Leben bleibt.

Auf dem Weg in eine andere Stadt stehen viele Menshen um Jesus. Eine Frau kniet vor ihm!
Maler: Simon Jordaens, Christus heilt die blutflüssige Frau

Da ging Jesus mit ihm. Viele Menschen folgten ihm und drängten sich um ihn. Darunter war eine Frau, die schon zwölf Jahre an Blutungen litt. Sie war von vielen Ärzten behandelt worden und hatte dabei sehr zu leiden; ihr ganzes Vermögen hatte sie ausgegeben, aber es hatte ihr nichts genutzt, sondern ihr Zustand war immer schlimmer geworden. Sie hatte von Jesus gehört. Nun drängte sie sich in der Menge von hinten an ihn heran und berührte sein Gewand.

Denn sie sagte sich: Wenn ich auch nur sein Gewand berühre, werde ich geheilt.

Sofort hörte die Blutung auf, und sie spürte deutlich, dass sie von ihrem Leiden geheilt war. Im selben Augenblick fühlte Jesus, dass eine Kraft von ihm ausströmte, und er wandte sich in dem Gedränge um und fragte: Wer hat mein Gewand berührt? Seine Jünger sagten zu ihm: Du siehst doch, wie sich die Leute um dich drängen, und da fragst du: Wer hat mich berührt? Er blickte umher, um zu sehen, wer es getan hatte.

Da kam die Frau, zitternd vor Furcht, weil sie wusste, was mit ihr geschehen war; sie fiel vor ihm nieder und sagte ihm die ganze Wahrheit. Er aber sagte zu ihr: Meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden! Du sollst von deinem Leiden geheilt sein.

Bernnende Kerzen erhellen ein totes Mädchen. Ein Mann steht vor einem Totenbett. Weitere Männer stehen in den Raum.
Maler: Ilja Jefimowitsch 1871, Jairus und seine Tochter

Während Jesus noch redete, kamen Leute, die zum Haus des Synagogenvorstehers gehörten, und sagten zu Jaïrus: Deine Tochter ist gestorben. Warum bemühst du den Meister noch länger?

Jesus, der diese Worte gehört hatte, sagte zu dem Synagogenvorsteher:

Sei ohne Furcht; glaube nur!

Und er ließ keinen mitkommen außer Petrus, Jakobus und Joh, den Bruder des Jakobus. Sie gingen zum Haus des Synagogenvorstehers.

Als Jesus den Lärm bemerkte und hörte, wie die Leute laut weinten und jammerten, trat er ein und sagte zu ihnen: Warum schreit und weint ihr? Das Kind ist nicht gestorben, es schläft nur. Da lachten sie ihn aus. Er aber schickte alle hinaus und nahm außer seinen Begleitern nur die Eltern mit in den Raum, in dem das Kind lag. Er fasste das Kind an der Hand und sagte zu ihm: Talita kum!, das heißt übersetzt: Mädchen, ich sage dir, steh auf! Sofort stand das Mädchen auf und ging umher. Es war zwölf Jahre alt. Die Leute gerieten außer sich vor Entsetzen. Doch er schärfte ihnen ein, niemand dürfe etwas davon erfahren; dann sagte er, man solle dem Mädchen etwas zu essen geben.





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Kommentare zu diesen Evangelium:
Das Kind ist nicht gestorben, es schläft nur, Hl. Petrus Chrysologus (um 406-450)
Mädchen, ich sage dir, steh auf!, Schott - Messbuch
Sofort stand das Mädchen auf, Heiliger Johannes Paul II.