Auswahl der Predigten von Pater Ezekiel Oko


Predigt zum 26. Sonntag im Jahreskreis Lesejahr: B

Vor der Tür des Reichen lag ein armer Mann

„Es war einmal ein reicher Mann, der sich in Purpur und feines Leinen kleidete und Tag für Tag herrlich und in Freuden lebte“ so beginnt die Erzählung Jesu im heutigen Evangelium. Der Mann kleidete sich in Purpur und feines Leinen! Purpur ist die Farbe des Königtums; feines Leinen ein Symbol seines vorragenden Status in der Gesellschaft. Dass er Tag für Tag herrlich und in Freuden lebte zeigt, wie wohlhabend er war und, dass er in einer Komfortzone lebte. Dieser Mann lebte in Wohlstand und hatte alles zur Verfügung, was er zum Leben brauchte.

Aber was hat er falsch gemacht? Was war sein Fehler, weswegen er nach seinem Tod in die Hölle kommen musste? Ist es verwerflich, wohlhabend zu sein? Nein! Denn es ist nichts Falsches, wenn sich unsere harte Arbeit und unsere Unternehmungen in Form von Reichtum auszahlen. Es wäre nichts Verwerfliches an der Geschichte dieses reichen Mannes gewesen, wenn es nur darum gegangen wäre, dass er in Reichtum lebte. Es wurde auch nicht berichtet, dass er jemandem im Weg stand. Welches Vergehen hat er dann begangen?

Vor seine Tür lag ein armer kranker Mann, der seine Hilfe suchte. Aber er tat nichts, um dem unglücklichen und armseligen Lazarus zu helfen! Stattdessen reagierte er auf die Notsituation Lazarus‘ mit Verachtung und Gleichgültigkeit. Sein Nichtstun in diesem Fall ist ein großer Fehler. Wenn ein Reicher in so unbegreiflichem Überfluss lebt, ohne die Not der Armen um ihn herum wahrzunehmen, ist das schlecht.

Immer, wenn ich diese Geschichte lese, frage ich mich: Warum hat der reiche Mann dem armen Lazarus nicht geholfen? Warum hat er die Notlage diesen Mann nicht wahrgenommen? Warum hatte er kein Mitleid mit ihm? Wie konnte das überhaupt passieren?

Er war so sehr in sich selbst, in seinem Reichtum, eingeschlossen, dass er nichts – über sich und seinen irdischen Reichtum hinaus – sehen konnte. Selbst die Hunde hatten die Notlage des leidenden Lazarus bemerkt und waren in der Lage, ihm zu helfen; sie waren seine Gastgeber, während seine Mitmenschen ihm keine Gastfreundschaft entgegenbrachten.

Liebe Schwestern und Brüder, diese Erzählung bezeichnet die große Schere zwischen Armen und Reichen. Reiche, die in unbegreiflich großem Luxus leben, gab es schon immer. Auch zur Zeit des Propheten Amos im 8. Jahrhundert vor Christus geht die Schere zwischen Armen und Reichen weit auseinander. Amos ergreift die Option für die Armen und Unterdrücktem. Er klagt die Reichen offen an, wie wir in der ersten Lesung gehört haben.

Auch heute gibt es immer noch so viele Lazarus in Millionenhöhe, die in dieser Welt umherwandern, und wir sind aufgefordert, mit ihnen zu teilen und ihnen mit dem zu helfen, was wir haben.

Die Vereinten Nationen haben einmal eine Statistik veröffentlicht, gemäß der wir auf der ganzen Welt 37 Milliarden Dollar an Nahrungsmitteln für mehr oder weniger fast 6 Milliarden Menschen haben. Wir haben also so viel Nahrung. Dennoch ist ein Drittel der gesamten Weltbevölkerung obdachlos und ohne Nahrung. 500 Millionen sind unterernährt; 14.000 sterben täglich, weil sie nichts zu essen haben. Warum, warum geschieht das auf diese Weise? Ist das der Wille Gottes?

Liebe Schwestern und Brüder, dieses beunruhigende Gleichnis ermahnt uns, aufmerksam zu sein und unsere Augen für die Bedürfnisse unserer Mitmenschen zu öffnen. All jene, die materiell und geistig arm sind, suchen unsere Aufmerksamkeit. Die Sünde des reichen Mannes könnte auch unsere Sünde sein, wenn wir nicht einen Finger rühren, um all den Lazarus um uns herum zu helfen.

Mutter Theresa sagte: „Sie haben nichts zu essen, ... sie sind obdachlos, nicht weil sie kein Zuhause haben, sondern weil sie abgelehnt werden.“

Manchmal werden wir blind, weil wir zulassen, dass persönliche Interessen die Nächstenliebe überschatten. Es sollte umgekehrt sein. Nächstenliebe sollte uns aus uns selbst herausholen. Auch wenn wir nicht die ganze Welt retten können, können wir etwas tun, um das Leid anderer ein wenig zu lindern. Liebe Schwestern, liebe Brüder, wo wir für die Bedürftigen da sind, da finden wir wahre Freude. 



Evangelium vom 26. Sonntag im Jahreskreis im Lesejahr B

Der fremde Wundertäter und die Warnung vor der Verführung zum Bösen

Mk 9,38-48

Da sagte Joh zu ihm: Meister, wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb; und wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er uns nicht nachfolgt. Jesus erwiderte: Hindert ihn nicht! Keiner, der in meinem Namen eine Machttat vollbringt, kann so leicht schlecht von mir reden. Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns. Wer euch auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt, weil ihr zu Christus gehört - Amen, ich sage euch: Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen. Wer einem von diesen Kleinen, die an mich glauben, Ärgernis gibt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen würde. Wenn dir deine Hand Ärgernis gibt, dann hau sie ab; es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen, als mit zwei Händen in die Hölle zu kommen, in das nie erlöschende Feuer. Und wenn dir dein Fuß Ärgernis gibt, dann hau ihn ab; es ist besser für dich, lahm in das Leben zu gelangen, als mit zwei Füßen in die Hölle geworfen zu werden. Und wenn dir dein Auge Ärgernis gibt, dann reiß es aus; es ist besser für dich, einäugig in das Reich Gottes zu kommen, als mit zwei Augen in die Hölle geworfen zu werden, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt.



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Kommentare zu diesen Evangelium:
Wie wir angesichts Gottes unsere Sünde voll erkennen, Juliana von Norwich (1342-nach 1416)
Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns., Schott - Meßbuch