Auswahl der Predigten von Pater Ezekiel Oko


Predigt zum 7. Sonntag der Osterzeit Lesejahr: B

Ich habe dich auf der Erde verherrlicht und dein Werk zu Ende geführt

„Vater, ich habe dich auf der Erde verherrlicht und das Werk zu Ende geführt, das du mir aufgetragen hast.“ Diese Worte sind ein Teil des Abschiedsgebets Jesu im Johannes-Evangelium, Kapitel 17. In diesem Gebet spricht Jesus vorhersehend über seine Passion und versteht sie als Gottes Verherrlichung. Am Kreuz sagt er, „Es ist vollbracht!“ Das bedeutet, „ich habe all das getan, was mein Vater mir aufgetragen hat." Damit meint er, dass das Werk für das Heil des Menschen vollbracht ist. Das Tor des Heils ist für den Menschen geöffnet worden. Wir Menschen dürfen nun unser Leben in Gemeinschaft mit Gott führen, denn Jesus hat uns den Weg zum Vater eröffnet und eine Beziehung zum Heiligen Geist möglich gemacht.

Diese Gemeinschaft mit Gott ist das, was das Wort „Himmel“ bezeichnet. Wir haben ja vor drei Tagen Christi Himmelfahrt gefeiert. Jesu Auffahrt in den Himmel sichert für uns den Weg zum Vater und die Beziehung mit dem Heiligen Geist. Sein Erlösungswerk spricht für uns und ermöglicht es uns, in diese Gemeinschaft einzutreten, und darin unsere Lebensaufgabe zu erfüllen. Ja, der Himmel ist uns geöffnet, damit auch wir das Werk, das Gott uns aufgetragen hat, sowohl herausfinden als auch vollbringen können.

Die Gemeinschaft mit dem Vater und mit dem Heiligen Geist bedeutet Jesus alles. Und Er will, dass auch wir in diese Gemeinschaft aufgenommen werden, wo auch wir Gott unser Vater nennen dürfen und die Kraft des Heiligen Geistes zur Verfügung haben.

Liebe Schwestern und Brüder, ohne den Eintritt in diese himmlische Gemeinschaft würde uns eine Perspektive fehlen, die für die Erfüllung unseres Lebens wesentlich ist. Ohne diese Perspektive könnten wir denken, dass der Sinn unseres Lebens darin besteht, mühsam geboren zu werden, aufzuwachsen, zu schuften, die Jahre (ob recht oder falsch) zu verbringen, um dann im Alter wieder zu verfallen, bis hin zum Tod, zum Nichts. So würden wir immer in der Angst leben, dass alle unsere Bemühungen ins Nichts führen könnten.

In der Gemeinschaft mit Gott entdecken wir jedoch, dass unser Leben viel mehr bedeutet und viel größer ist als unsere täglichen Anstrengungen. Wenn wir uns von dieser Gemeinschaft begleiten lassen, dann werden wir erleben, dass selbst trübe Erfahrungen und herausfordernde Momente in die Erfahrung von Gottes Liebe und Nähe verwandelt werden können.

Wenn wir verstehen, dass wir nicht allein sind, dass wir den Weg zum Vater und die Kraft des Heiligen Geistes geerbt haben, dass wir uns jeden Augenblick an den liebenden Vater wenden und mit ihm ins Gespräch kommen dürfen, dann werden wir unser Leben nicht dem Schicksal richtungsloser Ereignisse und kraftloser Gedanken überlassen, sondern Gott in jede Situation, jeden Augenblick, jedes Lebensereignis einbeziehen. Dann werden wir entdecken, wie das Licht die Finsternis vertreibt.

Durch die österlichen Begegnungen mit dem Herrn begriffen die Jünger, dass sie ihr Leben nicht ohne Ihn und den versprochenen Heiligen Geist führen können. Deswegen mussten sie nach der Himmelfahrt Jesu hinter verschlossenen Türen im Gebet und im Lesen der Heiligen Schrift verharren, bis sie den Heiligen Geist empfingen. Auch nach dem Empfang des Heiligen Geistes versuchten sie immer in seiner Begleitung zu bleiben.

Auch wir können die Jünger nachahmen, indem wir dem Heiligen Geist unser Herz erneut öffnen und unsere Beziehung mit Ihm erneuern lassen. Wir können in dieser Gemeinschaft jeden Tag beginnen, indem wir uns ganz am Anfang des Tages Gott zuwenden, selbst bevor wir aus dem Bett steigen. Basilius der Große sagte einmal: „Tue nichts am Morgen, bevor Du nicht dein Herz in Gott frohgemacht hast.“

Ein kurzes Dankgebet – wie z.B. „Danke Herr, für diesen guten Morgen“, könnte schon unsere Gedanken am Tag stark beeinflussen. Und wenn man sich darüber hinaus bewusst macht, dass Gott da ist, und Er uns durch den Tag hindurch beisteht, ist das schon ein großer Schritt zum Besiegen der Herausforderungen des Tages. Man kann auch dazu Texte aus den Psalmen auswählen, wie z.B. Psalm 18,29-31: „Du lässt mein Lebenslicht strahlen, Herr. Du selbst, mein Gott, machst mir das Dunkel hell. Mit dir, meinem Gott, überspringe ich Mauern.“

Liebe Schwestern und Brüder, wenn wir den Tag mit Gott so starten, wenn wir durch den Tag in dieser Gemeinschaft leben und dadurch unsere Aufgaben mit den Augen des Herzens ansehen, dann werden wir eine unvermeidbare innere Ruhe erleben, die im Bewusstsein, dass wir in Gott geborgen sind, besteht. Dann können wir am Ende des Tages die Worte Jesu auch zu unseren Worten machen: „Vater, ich habe dich auf der Erde verherrlicht und das Werk zu Ende geführt, das du mir [heute] aufgetragen hast.“



Evangelium vom 7. Sonntag der Osterzeit im Lesejahr B