Auswahl der Predigten von Pater Ezekiel Oko


Predigt zum 17. Sonntag im Jahreskreis Lesejahr: B

Sucht nach der Weisheit!

Am letzten Sonntag ging das Evangelium um das Gleichnis von Unkraut. Mit diesem Gleichnis will Jesus zeigen, dass das es oft in konkreten Situationen nicht einfach ist, Gute vom Bösen zu unterscheiden. Das Leben ist ein komplexes Projekt und nicht selten mit komplizierten Herausforderungen verbunden, die sich nicht durch einfache Lösungen bewältigen lassen.

Wir müssen jedoch leben, egal wie komplex ein Projekt das Leben ist. Wir müssen jeden Tag große und kleine Entscheidungen treffen – in unserem persönlichen Leben, in der Familie, in der Kirche, am Arbeitsplatz, in der Gesellschaft. Diese sind oft Entscheidungen zwischen dem Guten und dem Bösen. Entscheidungen, deren Auswirkungen nicht nur uns betreffen, sondern auch andere Menschen. Wie gehen wir damit um?

Die heutigen Lesungen scheinen, uns eine wichtige Antwort zu geben. Sie sagen uns, „Sucht nach der Weisheit!“

Liebe Schwestern und Brüder, ich lade euch ein, in dieser Predigt die Suche nach der Weisheit zu betrachten. Was es für uns bedeutet und wie es uns gelingen kann. Fangen wir mit dem Beispiel des Königs Salomos in der ersten Lesung an.

Ganz am Anfang seiner Herrschaft als König der Israeliten musste Salomo sich entscheiden, wie er mit dieser großen und herausfordernden Aufgabe umgehen wollte. „Worum willst Du Gott bitten, um Deine Aufgabe als König erfüllen zu können?“ fragt ihn Gott.

Diese Frage ist eine Frage nach einer Grundentscheidung. In der Moraltheologie spricht man von drei Arten von Entscheidungen, mit denen jeder Mensch konfrontiert ist: Grundentscheidung – prinzipiell das Gute bzw. den Willen Gottes zu tun; Vorentscheid – Entscheidung für einen konkreten Lebensvollzug (z. B., ob ich heirate oder nicht); und Tatentscheiden – Entscheidung für einzelne Handlungen.

Also Salomo musste eine Grundentscheidung treffen, wie er als König regieren wollte. Er entschied sich prinzipiell für das Gute. Er wusste aber, dass er nicht willkürlich zum Guten kommen konnte. Es war ihm auch bewusst, dass ein vorschnelles Urteil die Komplexität und die Wahrheit jeder konkreten Situation nicht berücksichtigen kann. Daher sein Gebet: „Verleih deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er dein Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht!“

Ja, nur ein hörendes Herz kann Dinge und Situationen nicht vorschnell oder willkürlich beurteilen. Ein hörendes Herz ist dasselbe wie ein weises und verständiges Herz. Nur ein solches Herz ist in der Lage, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Denn es begegnet dem anderen mit Offenheit, Empathie und Liebe, ohne dabei die Wahrheit aus den Augen zu verlieren.

Liebe Schwestern und Brüder, wir leben in einer Welt, in der es immer mehr Spannungsfelder gibt; eine Welt, in der die Dinge, die uns trennen, immer größer zu werden scheinen als die, die uns verbinden. Ich denke daher, dass wir ein hörendes Herz füreinander immer dringender brauchen, in der Familie, in der Kirche, in der Gesellschaft, usw.

Wenn wir mit der Komplexität einer konkreten Situation konfrontiert sind und trotzdem Dinge und Situationen nicht vorschnell oder willkürlich beurteilen wollen, sondern wie Salomo Gute vom Bösen wirklich unterscheiden wollen, dann werden wir erkennen, wie sehr wir ein hörendes weises Herz brauchen.

Gott ist die höchste Weisheit. In seinem Umgang mit uns Menschen zeigt er uns, wie wir ein hörendes Herz gewinnen können. Da er den wahren Wert jeder seiner Schöpfung kennt und die Komplexität und Schwierigkeit unseres Lebens versteht, will er uns nicht einfach verurteilen.

Nein! Er verurteilt uns nicht. Stattdessen ist er zu uns gekommen, Mensch geworden. Er lässt sich auf unsere Welt ein, nicht als allmächtiger Gott, sondern als Mensch, der leidet wie wir. So begegnet er uns mit Offenheit, Empathie und Liebe, um uns zu seiner Wahrheit zu führen.

Ein hörendes Herz ist der Weg der Weisheit. Dieser Weg ist wertvoller als alles, was man besitzen kann. Er ist wie die schönen Perlen, für die ein Kaufmann alles verkaufte, um sie zu kaufen. Wenn wir ein hörendes Herz besitzen, dann können wir einander mit Offenheit, Empathie und Liebe begegnen, ohne dass wir die Wahrheit aus den Augen verlieren. Bitten wir, wie Salomo, um ein hörendes Herz.  



Evangelium vom 17. Sonntag im Jahreskreis im Lesejahr B

Das Pascha in Galiläa und die Brotvermehrung

Joh 6,1-15

In jener Zeit ging Jesus an das andere Ufer des Sees von Galiläa, der auch See von Tiberias heißt. Eine große Menschenmenge folgte ihm, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat.
Jesus stieg auf den Berg und setzte sich dort mit seinen Jüngern nieder. Das Pascha, das Fest der Juden, war nahe.

Als Jesus aufblickte und sah, dass so viele Menschen zu ihm kamen, fragte er Philippus: Wo sollen wir Brot kaufen, damit diese Leute zu essen haben?

Jesus bricht das Brot und seine Jünger teilen es aus.
Maler: Franz August Schubert, Die Speisung der Fünftausend durch Christus

Das sagte er aber nur, um ihn auf die Probe zu stellen; denn er selbst wusste, was er tun wollte. Philippus antwortete ihm: Brot für zweihundert Denare reicht nicht aus, wenn jeder von ihnen auch nur ein kleines Stück bekommen soll. Einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus, sagte zu ihm: Hier ist ein kleiner Junge, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; doch was ist das für so viele!

Jesus sagte: Lasst die Leute sich setzen! Es gab dort nämlich viel Gras. Da setzten sie sich; es waren etwa fünftausend Männer. Dann nahm Jesus die Brote, sprach das Dankgebet und teilte an die Leute aus, soviel sie wollten; ebenso machte er es mit den Fischen. Als die Menge satt war, sagte er zu seinen Jüngern: Sammelt die übriggebliebenen Brotstücke, damit nichts verdirbt.

Sie sammelten und füllten zwölf Körbe mit den Stücken, die von den fünf Gerstenbroten nach dem Essen übrig waren. Als die Menschen das Zeichen sahen, das er getan hatte, sagten sie: Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll.

Da erkannte Jesus, dass sie kommen würden, um ihn in ihre Gewalt zu bringen und zum König zu machen. Daher zog er sich wieder auf den Berg zurück, er allein.





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Video zum Thema:




Kommentare zu diesen Evangelium:
Die Brotvermehrung, Hl. Ephräm (um 306-373)
Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll, Hl. Hilarius (um 315-367)
Jesus teilte an die Leute aus, so viel sie wollten, Schott - Messbuch